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ie Ankerwache

Wer mal außerhalb des Ferienrummels einen Abend an Bord verbringen möchte, muss vor Anker gehen. Das Liegen im Freien ist zwar weniger geschützt als innerhalb der Hafenmauern, mit dem richtigen Grundgeschirr und guter Seemannschaft ist dies aber kein Poblem.


Wird es am Ankerplatz unruhig, weil sich durch aufkommenden, drehenden Starkwind Seegang entwickelt, so hat man die Wahl, entweder auszulaufen oder Wache zu gehen, um regelmäßig den Anker zu kontrollieren. Mit gutem Grundgeschirr und auf sicherem Ankergrund wird man sich meist für das Zweitere entscheiden. Langkieler haben während des Durchganges kräftiger Böen die Tendenz, sich quer zum Wind zu legen. Danach schwingt der Vorsteven wieder in Richtung der steif kommenden Ankerkette. Bleibt er dagegen quer zum Wind liegen, ist dies meist ein untrügliches Zeichen für das Slippen des Ankers. Yachten mit kurzem Kiel dagegen fahren, wie schon erwähnt, während des Durchganges von Böen - je nach Unterwasserschiff und Verdrängung - mehr oder weniger stark am Ankerplatz hin und her. Auf solchen Schiffen ist die einzig sichere Prüfmethode, die Hand zwecks Prüfung der Vibration auf die Kette zu legen.

Landmarken trügerisch
Erfahrungsgemäß bringt es wenig, sich zur Kontrolle querab irgendwelche Landmarken zu merken oder anzupeilen. Fällt eine harte Bö ein und man liegt an langer Kette, verändert das Schiff seine Position häufig so stark, dass man leicht in Panik geraten kann. Vor allem dann, wenn sich der Nachbar, auf Grund seiner anderen Rumpfform, in eine völlig andere Richtung bewegt.


Bevor der Anker ausbricht
Das Eintragen der Position des Ankerplatzes in die Karte mit Hilfe einer Kreuzpeilung oder des GPS-Navigators ist immer dann zu empfehlen, wenn in Tidengewässern geankert wird. Wechselt die Stromrichtung und schwojt das Schiff um den Anker, besteht durch die andere Zugrichtung die Gefahr, dass er frei kommt - vor allem in Gras oder hartem Grund aus Ton. Dann kann durch mehrfaches Peilen eine Veränderung der Position über den Schwojkreis hinaus relativ sicher festgestellt werden.

Schwell lässt Anker ausbrechen
Es ist im Übrigen nie der Winddruck, der den Anker ausbrechen kann, sondern der durch ihn erzeugte Seegang oder Schwell. Ruckt der stampfende Vorsteven in die steif gekommene Kette ein, ist höchste Alarmstufe. Dann muss sofort weiter Kette gesteckt und - wenn das nichts bringt - die Kette mit einer Trosse verlängert werden. Liegt man auf Legerwall, und das Ufer kommt zu nahe, hilft nur noch eines: Sofort auslaufen! Deshalb nochmals der Rat: Immer genügend Abstand zum Ufer halten.

Gefahr im Verzuge
Nimmt der Seegang so stark zu, dass an ganz ausgesteckter Kette oder Trosse der Steven immer noch einruckt, ist Gefahr im Verzuge. Dann ist es meist nur noch eine Frage der Zeit, wann der Anker ausbricht, und er sollte umgehend aufgeholt werden. Mit Hilfe des Motors manövriert man dann das Schiff mit kurzen Schüben langsam zum Liegeplatz des Ankers und hievt dabei zügig die Kette oder Leine ein. Ist das Schiff bereits auf Drift, und es kommt wegen des nahen Ufers auf jede Minute an, mag es vielleicht noch gelingen, eine Trosse entsprechend schnell einzuholen - ohne dass sie dabei in die Schraube gerät. Aber eine schwere Kette lässt sich kaum genügend schnell einholen, und das Schiff wird dadurch zu lange in seiner Manövrierfähigkeit eingeschränkt. Deshalb muss die Kette nun so schnell wie möglich geslippt werden. Hat man ohne Ankerboje geankert, wird ihr Liegeplatz durch einen oder zwei mit entsprechend langen Leinen angebändselte Fender gekennzeichnet.