Ankertypen

Stockanker meist nicht empfehlenswert
Von den Gewichtsankern ist nur noch der Stockanker im Einsatz, meist auf Blauwasseryachten als dritter Anker. Denn für dieses unhandliche Erbe spricht immer noch eine Eigenschaft, die die anderen nicht haben:


Seine schmalen, spitzen Flunken können auch zwischen Steinen, in Felsspalten, Gras oder Korallen fassen, schlechtem Grund also, über den die breiten Schaufeln der Plattenanker zumeist hinwegrutschen und Pflugscharanker wenn überhaupt nur mit Mühe festkommen können.

Sonst hat der Stockanker jedoch nur Nachteile: Er bringt lediglich eine Flunke in den Grund und muss deshalb mit viel Gewicht seine geringe Haltefläche wettmachen. Durch den langen Schaft, sperrigen Stock und die ausladenden Flunken ist der Anker sehr unhandlich und schlecht zu stauen. Außerdem lässt er sich nicht klar zum Fallen in einer Bugrolle haltern. Besonders nachteilig ist zudem, dass sich während des Schwojens Kette oder Trosse um die aus den Grund ragende zweite Flunke vertörnen und dadurch der Anker ausbrechen kann.

Patent- oder Yachtanker
Patent- oder Yachtanker bringen die gesamte Fläche ihrer breiten Flunken in den Grund und
damit ein Vielfaches der des Stockankers. Dadurch erreichen sie eine enorm hohe


Haltekraft - wenn sie einmal gefasst haben, aber das kann auf ungünstigem Grund manchmal recht lange dauern. Die beiden bekanntesten und weltweit verbreitetsten sind der CQR-Pflugscharanker und der Plattenanker von Danforth. Bewährte Varianten des Pflugscharankers sind der Bruce-, Delta- und der Bügelanker, die des Plattenankers der Baas-, Britany- und der Fortress-Anker. Damit sich diese relativ leichten Ankertypen schnell eingraben können, ist es wichtig, dass beim Einfahren die Zugrichtung der Leine und/oder Kette auf den Schaft weitgehend parallel zum Grund verläuft. Dies gilt insbesondere für Leichtanker wie den Fortress-Plattenanker aus Aluminium.


Pflugschar
Ein Pflugschar braucht meist etwas länger, bevor er festkommt. Für diesen Typ ist ein gewisses Gewicht notwendig (unter 8 kg zeigt er kaum Wirkung), damit der anfangs auf der Seite liegende Pflug genügend Grund aufschieben und durch den so erzeugten Widerstand seine Spitze in den Boden hineindrehen kann. Auf hartem Grund ist das oft nicht möglich. Aber der Pflug kommt dann meist schnell mit seiner Spitze in einer Vertiefung oder Unebenheit fest - vorausgesetzt, Kette oder Vorläufer sind schwer genug, um den Schaft in nahezu horizontaler Zugrichtung zu halten. Verglichen mit einem Platten- sollte zur Sicherheit der Pflugscharanker deshalb eine Gewichtsklasse schwerer gewählt werden.

Tidengewässer
In Tidengewässern oder wenn das Schiff am Ankerplatz durch Winddreher stark ins Schwojen kommt, sollte man mit Pflugscharankern - und das gilt besonders für den Bruce - auf der Hut sein: Dieser Typ neigt leichter als der Plattenanker dazu, aus dem Grund

gedreht zu werden und rutscht dann eventuell eine längere Strecke, bis er wieder Halt findet. Deshalb ist das Einfahren eines Pflugscharankers mit Hilfe des Motors besonders wichtig.
Plattenanker dagegen graben sich meist schneller ein. Auch bei ihnen hat man zum Einfahren viel Kette oder Leine zu stecken, damit der Schaft horizontal oder zumindest in einem Winkel um die zehn Grad über den Grund gezogen wird. Hält der Anker während des Einfahrens nicht, was vor allem auf hartem Grund mit Seegras vorkommt, wiederholt man das Manöver an einer anderen Stelle oder verlässt den Ankerplatz, um kein Risiko einzugehen.

Wieviel Gewicht?
Diese wichtige Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Denn die früher übliche Antwort, so schwer wie möglich oder so schwer, dass man ihn gerade noch handhaben kann, trifft heute nicht mehr oder nur noch teilweise zu. Moderne Fahrtenyachten sind heute Leichtbauten, deren Bug (und Heck) mit möglichst wenig Gewicht belastet werden darf. Yachten dieses Typs werden sonst vertrimmt, laufen nicht oder stampfen sich fest. Deshalb sollte das Grundgeschirr so leicht wie möglich sein. Das Minimum des notwendigen Gewichtes herauszufinden ist jedoch nicht so einfach, denn im Gegensatz zu früher spielen Faktoren wie Ankertyp, Verdrängung und Länge der Yacht sowie die Form ihres Unterwasserschiffes dabei eine wichtige Rolle. Zur Orientierung helfen erst einmal die Angaben der Hersteller, da sie auf einen bestimmten Typ bezogen sind und meist aus der Praxis stammen. Die oft zitierten Empfehlungen der Kreuzer-Abteilung oder des Germanischen Lloyds sind wenig brauchbar, da sie sich nur auf das Gewicht der Yacht beziehen und weder die Form noch Konstruktion eines Ankers berücksichtigen.

Aus Erfahrung klug
Die besten Informationen sind immer noch die langjährigen Erfahrungen von Seglern: Wilfried Erdmann machte während einer dreijährigen Weltumsegelung auf seinem 6 Tonnen schweren, gemäßigten Langkieler von fast 9 Meter Länge mit einem 23 Pfund (15,8 kg) schweren CQR-Anker sehr gute Erfahrungen. Er wurde an einer 33 Meter langen, 10

Millimeter starken Kette ausgebracht, an die, wenn es stark wehte, noch eine lange Nylontrosse geschäkelt wurde. Erdmann zu seinen Erfahrungen mit Ankern vom Typ Danforth und CQR: "Mit beiden habe ich beste Erfahrungen gemacht, bei Sand, Schlick und Korallen. Ich gebe der Stärke des Ankers keine so große Bedeutung, mehr der Kette, wenn die in entsprechender Länge stärker ausgelegt ist, ist der direkte Druck auf den Anker nicht so groß, wie wir vermuten, und ich meine, es wird bald die Regel, dass Anker aus Aluminium hergestellt werden." Heute hält Wilfrid Erdmann den Bügelanker für den besten Allroundanker.

Kette oder Trosse?
Am besten beides. An langer, schwerer Kette liegt man am ruhigsten und sichersten. Durch ihr hohes Gewicht bildet sie eine Bucht, an der das Schiff im Seegang weich federt. Vor allem sorgt sie dafür, dass der Zug auf den Schaft des Ankers horizontal zum Grund bleibt und dadurch der Anker nicht ausgebrochen werden kann. Auf modernen Leichtbauten ist es jedoch meist unmöglich, genügend Kette unterzubringen. Eine 50 Meter lange und 10 Millimeter starke Kette wiegt fast 120 Kilogramm - zuviel Ballast für den Bug einer modernen, leicht gebauten Fahrtenyacht. Nur einige wenige Yachten sind mit einem Ketten-kasten ausgerüstet, dessen Lage im Bereich des Mastfußes, also von der Gewichtsvertei-lung her günstig, eingebaut ist. Oft ist jedoch nur noch eine relativ kleine Luke im Bug für das Ankergeschirr vorgesehen, in die gerade ein wenig Tauwerk mit einem Kettenvorläufer passt. In solchen Fällen leistet ein entsprechend schweres Ankergewicht gute Dienste: Es verhindert, dass der Zugwinkel der Trosse auf den Ankerschaft zu groß wird und damit das gefährliche Einrucken des Bugs im Seegang.